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Notfalleinsätze

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der Einsätze sind medizinische Notfälle

(im Jahr 2020)

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rückt die Berliner Feuerwehr aus

(im Jahr 2020)

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stehen der Berliner Feuerwehr zur Einsatzbewältigung zur Verfügung
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„Ein fulminanter Dachstuhlbrand und über 100 Senioren waren in den oberen Etagen eingesperrt. Alle Einsatzkräfte sind über ihr Limit hinausgegangen.“

Baris Coban, Feuerwache Neukölln

Welcher Einsatz ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Stefanie Erbe, 25 Jahre, Brandmeisterin und Notfallsanitäterin, Feuerwache Wilmersdorf: „Es hat im Erdgeschoss einer Wohnung gebrannt. Die Wohnung war stark verraucht. Unsere Einsatzkräfte sind in die Wohnung, ich stand unten. Plötzlich wurde mir dann ein neugeborenes Kind in die Hand gedrückt. Die Eltern waren natürlich total aufgelöst und haben die ganze Zeit gefragt: ‚Was ist mit dem Kind? Was ist mit dem Kind?‘
Mir kam die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagen mit dem Neugeborenen im Arm so lange vor. Aber es ist gut ausgegangen. Dem Kind ging es gut, es war nicht lange im Rauch. Glück im Unglück gehabt.“

Baris Coban, 32 Jahre, Hauptbrandmeister und Notfallsanitäter, Feuerwache Neukölln: „Wir wurden zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in einem Pflegeheim gerufen – im Grunde ein Routineeinsatz. Oftmals steckt kein Feuer dahinter, wenn eine solche Anlage Alarm gibt. In diesem Fall stellte sich beim Eintreffen aber heraus, dass es sich um einen fulminanten Dachstuhlbrand handelte. Rund 700 Quadratmeter Dachfläche standen im Vollbrand. Das Problem war, dass es auf einem Innenhof war und noch über 100 ältere Herrschaften in diesem Gebäude eingesperrt waren: in der dritten, vierten und fünften Etage. Wir haben natürlich sofort mit der Evakuierung begonnen.
Was mir vor allem vor Augen blieb, waren die alten Menschen, die dort in diesen Treppenhäusern saßen: mit dem Blick auf den Innenhof, mit ihrem letzten kleinen Hab und Gut. Sie konnten vor Erschöpfung nicht mehr weiter und haben uns teilweise auch den Weg versperrt. Alle anwesenden Einsatzkräfte sind über ihr Limit und über ihre Schmerzgrenze hinausgegangen. Tatsächlich konnten wir am Ende fast alle retten.“


Was geht Dir auf dem Weg zum Einsatzort durch den Kopf?

Baris Coban: „Gedanken, die man sich macht, wenn man zum Einsatzort kommt, kreisen nicht nur um die Erfüllung des Einsatz-Auftrags, sondern auch um die Frage: ‚Welche möglichen Gefahren erwarten mich unter Umständen?‘ Seitdem ich Vater geworden bin und weiß, dass ich nicht nur die Verantwortung für mich, sondern auch für meine Familie habe, ist es schon so, dass man bedachter in gewisse Einsatzszenarien geht.“

Stefanie Erbe: „Die Verantwortung liegt zum Glück nicht beim Einzelnen, sondern man arbeitet immer im Team. Das ist eigentlich das, was einen selbstbewusst und standhaft macht. Man weiß, man hat immer jemanden – mindestens eine Person – dabei, auf die man sich verlassen kann und von der man eine zweite Meinung einholen kann. Schwierige Situationen sind auf der Wache alltäglich und wir reden ganz viel miteinander. Die meisten von uns haben wie ich auch eine starke Familie, mit der sie reden können. Auf der Wache herrscht immer das Gefühl, dass man kann sich mit den Kollegen, die auch beim Einsatz dabei waren, unterhalten kann und sie einen auch verstehen.“

Baris Coban: „Jeder hat seine Rituale. Mein Ritual ist ganz einfach: Ich muss nach jedem Dienst unbedingt immer duschen gehen. Nach meiner Dusche, nachdem ich in meine Privatklamotten und mein Privatauto gestiegen bin und nach Hause fahre, ist für mich der Dienst beendet. Ich versuche, die Emotionen und die Einsätze bei der Arbeit zu lassen.“

Was treibt Dich an, jeden Tag Dein Bestes zu geben?

Baris Coban: „Die Verantwortung in meinem Beruf ist eine unheimlich wichtige, denn am Ende bin ich derjenige, der alarmiert wurde, der gerufen wird. Nach mir kommt keiner, wenn es jemandem schlecht geht. Ich bin derjenige, der die Lösung für das Problem sein muss.“

Stefanie Erbe: „Mich treibt ganz doll der Kollegenzusammenhalt an. Die Motivation generell auf den Wachen ist recht hoch und es macht Spaß, wenn die Kollegen sich gegenseitig motivieren. Da herrscht echt ein Familienleben auf der Wache. Da wird zusammen gekocht und Tischtennis oder Kicker gespielt – und dann fährt man zusammen zu einem Einsatz, wo man wirklich Leuten helfen kann. Das motiviert mich jeden Tag.“

„Der Herr strich seiner verstorbenen Frau über die Wange und sagte ‚Wir sehen uns dann bald im Himmel, mein Zuckerchen’.“

Sophie Altstädt, Rettungswache Mariendorf

Portrait von Sophie Altstädt
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Welcher Einsatz ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Sophie Altstädt, 23 Jahre, Notfallsanitäterin, Rettungswache Mariendorf: „Wir sind in ein Altenheim alarmiert worden. Es handelte sich um eine Frau Mitte 90, also schon im sehr hohen Lebensalter, die vor Ort reanimiert werden musste. Auf dem Weg zum Patientenzimmer sind wir an mehreren alten Herrschaften vorbeigekommen. Ein älterer Herr stand ziemlich nah am Zimmer. Ich habe mir dabei erstmal nichts gedacht, im Altenheim sind halt viele ältere Menschen. Nachdem wir die Reanimation leider erfolglos durchgeführt haben, schob die Pflegerin diesen besagten Herren wieder ins Zimmer. Es stellte sich raus, dass es ihr Ehemann war. Er strich ihr über die Wange, nachdem wir ihm gesagt haben, dass seine Frau verstorben ist, und sagte: ‚Wir sehen uns dann bald im Himmel, mein Zuckerchen’.“

Stephan Spangenberg, 47 Jahre, Notfallsanitäter und Hauptbrandmeister, Feuerwache Tegel: „Wir wurden gerufen, weil ein 15-Jähriger eine Art Krampfanfall hatte. Beim Eintreffen stellten wir fest, dass der Junge schon von einem Mitbürger reanimiert wurde. Das ist dann so eine Situation, wo man erst mal ganz kurz stockt – und dann anfängt, zu funktionieren. Der Notarzt kam mit dem Helikopter, das hat auch seine Zeit gedauert. Beim Eintreffen des Helikopters hatten wir den Jungen schon wieder recht stabil und haben ihn mit einem eigenen Rhythmus ins Krankenhaus gebracht.
Im Nachhinein betrachtet ist es dann so: Wenn der Einsatz fertig ist und man geht, dann fällt es von einem ab wie Sandsäcke. Es hat uns doch ganz schön mitgenommen, zumal mein Kollege und ich Kinder in dem Alter haben. Das war auch das erste Mal, dass ich das Einsatznachsorgeteam zu mir nach Hause geholt habe.“

 

Was geht Dir auf dem Weg zum Einsatzort durch den Kopf?

Stephan Spangenberg: „Bei einer Alarmierung ist es so, dass wir vorab einen sogenannten Alarmdruck-Zettel bekommen, auf dem steht, um was es geht. Grob und stichpunktartig. Natürlich mache ich mir auch Gedanken über bestimmte Krankheitsbilder – je nachdem, was auf diesem Zettel steht. ‚Richtig ankommen‘ ist die Devise bei uns. Das heißt, dass wir wirklich ankommen, den Kopf schon bereit haben. Dafür sind diese sieben, acht Minuten Fahrt unwahrscheinlich gut und wichtig.“

Sophie Altstädt: „Mit der Verantwortung als Notfallsanitäter, gerade als junger 23-jähriger Mensch, komme ich super gut zurecht. Ich fühle mich gut ausgebildet und habe gut gelernt, wie man Verantwortung für ein Menschenleben oder für die Rettung eines Menschen übernehmen kann. Deswegen habe ich da nicht so viele Bedenken. Man muss natürlich auch sagen, dass wir auch juristisch eine Verantwortung tragen. Wenn es aber an einer Stelle mal Unsicherheiten gibt, habe ich auch immer noch meinen ‚Passmann‘ – also den Kollegen, der den Patienten mitversorgt.“

 

Was treibt Dich an, jeden Tag Dein Bestes zu geben?

Stephan Spangenberg: „Jeder Tag ist wie ein neuer Film. Jeder Tag läuft und gestaltet sich anders. Die Verantwortung und die Hilfe bleiben – unsere Aufgabe bleibt. Aber das Drumherum gestaltet sich immer etwas anders.“

Sophie Altstädt: „Es sind auch meine Kollegen, die mich täglich zur Arbeit ziehen. Ich habe ein super kollegiales Umfeld. Ich liebe es, bei der Arbeit mit den Kollegen zu quatschen, aber genauso diesen Wechsel zum Einsatz: Wenn es drauf ankommt, Menschen wirklich zu helfen in verschiedenster Art und Weise. Das motiviert mich, jeden Tag zur Arbeit zu kommen.“

Stephan Spangenberg: „Am Ende des Tages reicht es, wenn man einer Person wirklich persönlich gut geholfen hat oder das Gefühl hat, einer Person gut geholfen zu haben.“

Portrait von Caroline Kals
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„Die Person im Auto war im Fußraum sehr, sehr schwer eingeklemmt – mit einer offenen Unterschenkel-Fraktur.“

Caroline Kals, Feuerwache Wedding

Welcher Einsatz ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Caroline Kals, 34 Jahre, Brandmeisterin und Rettungssanitäterin, Feuerwache Wedding: „Im Bereich Technische Hilfeleistung war ich schon bei vielen Verkehrsunfällen. Einer ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Wir waren im Wedding auf der Müllerstraße. Da hatte ein Kleinwagen einen schweren Verkehrsunfall und die Person im Auto war im Fußbereich sehr, sehr schwer eingeklemmt. Es hat wirklich sehr lange gedauert, bis wir die Person aus dem Auto befreien konnten. Das war nicht einfach. Letztendlich haben wir es geschafft, zusammen mit dem Team des Rettungswagens und der Notärztin. Die Person hatte eine offene Unterschenkel-Fraktur, aber wir konnten sie gut ins Krankenhaus transportieren.“

Christoph Berg, 30 Jahre, Brandmeister und Rettungssanitäter, Feuerwache Marzahn: „In einem Medizinischen Versorgungszentrum war ein Aufzug steckengeblieben. Vor Ort hat sich dann herausgestellt, dass acht Personen in dem Aufzug eingeschlossen sind.  Er stand genau zwischen zwei Etagen, also ziemlich schwierig für die Feuerwehr. Die Türen haben sich nicht öffnen lassen. Drinnen ist dann auch noch eine Person kollabiert und die Tür musste natürlich so schnell wie möglich aufgemacht werden. Aber wir bei der Feuerwehr haben ja das schwere Gerät dafür: den Spreizer. Dann konnten wir glücklicherweise auch alle acht Leute befreien, darunter ältere Leute und Rollstuhlfahrer. Sie waren sehr glücklich, auch wenn sie natürlich einen ziemlichen Schock hatten. Denn sagen wir mal: Es ist doch sehr laut, wenn wir angreifen mit dem schweren Gerät.“

 

Was geht Dir auf dem Weg zum Einsatzort durch den Kopf?

Christoph Berg: „Wenn wir anfahren zum Einsatzort, frage ich mich: ‚Was finde ich jetzt vor? Wie ist das Einsatzgeschehen? Warum werden wir gerufen? Welches Stichwort ist bei dem Alarm geprägt?‘ Und dann fängt das Kopfspiel an: ‚Wie muss ich vorgehen? Wie muss ich mich ausrüsten? Was erwartet mich, wenn ich die Tür aufmache?‘ Wenn der Pieper geht, dann arbeitet man – man ist im Arbeitsmodus. Es ist wie ein Schalter, der umgelegt wird. Man ist ja auf der Wache, um zu arbeiten und um für den Bürger da zu sein, wenn er uns braucht.“

Caroline Kals: „Umso schlimmer es ist, umso mehr ist es der Fall, dass man einfach funktioniert. Dass man von irgendwo eine Stimme hört, die dir sagt ‚Mach das und das‘. Das kommt meistens vom Staffelführer und dann wird das ausgeführt. Wenn es kleinere Sachen sind, dann überlegt man auch oft zusammen: ‚Wie können wir das jetzt am besten meistern?‘“

 

Was treibt Dich an, jeden Tag Dein Bestes zu geben?

Caroline Kals: „Ich bin bei der Berliner Feuerwehr, weil ich schon als kleines Kind davon total fasziniert war. Ich habe meinem Papa immer zugesehen, wenn er beim Alarm zur Feuerwache gelaufen ist. Ich fand es schon immer faszinierend: die großen, roten Autos. Man kann Menschen helfen und man hat einen tollen Kollegenkreis und die Kameraden bei der Freiwilligen Feuerwehr.“

Christoph Berg: „Man weiß halt nicht, was kommt. Man startet den Tag, übernimmt den Pieper vom Kollegen, bereitet sich auch auf den Tag vor – oder auf die Nacht.  Dieser Kitzel dabei, der macht es aus. Aber natürlich auch der Antrieb, den Leuten zu helfen. Dafür sind wir ja da: Wenn wir nicht kommen, wer soll dann kommen? Und das macht es aus: die freundlichen und glücklichen Gesichter zu sehen bei den Leuten, denen man geholfen hat. Das erfüllt einen selber mit Glück und auch mit Stolz, dass man diesen Job machen darf und machen kann. Und deshalb mache ich das gerne.“

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