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Prävention

Fehleinsätze* im Rettungsdienst
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(im Jahr 2020)

mehr Einsätze pro Tag
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(in 2020 im Vergleich zu 2013)

mehr Einsätze für den Rettungsdienst
0 %

(in 2020 im Vergleich zu 2013)

Portrait von Stefanie Erbe
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„Die 112 ist die richtige Wahl, wenn Leib und Leben in Gefahr sind und man die Situation alleine nicht mehr beherrscht.“

Stefanie Erbe, Feuerwache Wilmersdorf

Was ist kein Fall für die 112?

Baris Coban, 32 Jahre, Hauptbrandmeister und Notfallsanitäter, Feuerwache Neukölln: „Dazu zählen Dinge wie der unterarmgroße Ast, der auf dem Gehweg liegt oder der glimmende Papierkorb an der Bushaltestelle, den man einfach mit einem Schluck Wasser selber ausmachen kann.“

Stefanie Erbe, 25 Jahre, Brandmeisterin und Notfallsanitäterin, Feuerwache Wilmersdorf: „Ein vermeidbarer Notruf ist zum Beispiel ein Alarm, wo keine akute Gefahr herrscht, die sichtbar ist. Andererseits gibt’s natürlich die Notrufe, wo ein Risiko eingegangen worden ist, wo man sich überschätzt hat: beim Sport, beim Inlineskaten oder Skateboarden. Oder wenn man ein Risiko eingegangen ist, um auf einem Baugerüst einen schönen Sonnenaufgang zu sehen, und dann nicht mehr runterkommt. Oder auch natürlich der Alkoholkonsum, den wir immer wieder zu Gesicht bekommen.“

Baris Coban: „Im Rettungsdienst, wo wir einfach nur als Transportmittel fungieren: Wo es darum geht, dass wir jemanden, der in überhaupt gar keinem akut lebensbedrohlichen Zustand ist, in ein Krankenhaus bringen in der Hoffnung, dass der Patient schneller drankommt, weil er mit uns in die Rettungsstelle gebracht wurde.“

 

Was sind die Folgen solcher Anrufe?

Stefanie Erbe: „Wir sind erst einmal gebunden an einem Einsatzort und eine Ecke weiter braucht jemand wirklich unsere Hilfe. Wir stehen aber gerade an der anderen Straßenseite und sind in einer Wohnung bei jemandem, der unsere Hilfe eigentlich gar nicht braucht. Wir sind dahingeeilt – begeben uns jedes Mal in Gefahr mit Blaulicht und Sirene über rote Ampeln. Es kommt auch häufiger vor, dass man kurz vor einem Verkehrsunfall ist, weil die Leute uns natürlich einerseits nicht hören, uns andererseits nicht sehen. Dann stellt sich raus, dass derjenige eigentlich gar keine Hilfe braucht, sondern nur eine zweite Meinung.“

Baris Coban: „Was für alle sehr ärgerlich ist: die Verständnislosigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Wenn wir mit Sonder- und Wegerecht zum Einsatzort fahren und die Leute den Kopf schütteln, weil sie gestresst und genervt sind von unserem Martinshorn. Ich muss dazu sagen: Wir selber sind auch nicht glücklich darüber. Im Fahrzeug ist es supermega laut und wir fahren zu einem Einsatzort und machen die Straße zu. Hinter uns ist ein riesen Stau – die Busse kommen nicht mehr weiter. Am Ende stellt sich dann immer heraus, dass viele sich tatsächlich gar nicht bewusst sind, dass wir eigentlich nur für Notfälle da sind: wo es um Leib und Leben geht, wo es tatsächlich eine akute Gefahr gibt.

 

Wann ist die 112 die richtige Wahl?

Baris Coban: „Man sollte immer die 112 rufen, wenn ich ein noch nicht vollendetes Ereignis habe: Das heißt, wenn das Feuer noch brennt oder die Blutung noch nicht steht und ich noch nicht abschätzen kann, in welche Richtung sich diese Situation entwickelt.“

Stefanie Erbe: „Die 112 ist die richtige Wahl in lebensbedrohlichen Situationen: wenn Leib und Leben in Gefahr sind und man selber die Situation nicht mehr alleine oder gar mit Unterstützung beherrscht und sich nicht weiter zu helfen weiß.“

 

Was wäre Dein Wunsch mit Blick auf die 112?

Stefanie Erbe: „Mein Wunsch für die 112 ist, dass wir bei den kleinsten Bürgern schon anfangen mit der Brandschutz-Erziehung und dem Erste-Hilfe-Kurs in der Schule. Vielleicht auch als eigene AG oder als eigenes Schulfach.“

Baris Coban: „Dinge, die Berliner Bürgerinnen und Berliner Bürger tun können: sich einfach mal ihr Umfeld, die Nachbarn angucken. Wenn ich weiß, neben mir wohnen ältere Herrschaften: ganz bewusst Hilfe anbieten. Dass wenn Einkäufe erledigt werden müssen oder sie jemanden zum Reden brauchen, sie mich direkt ansprechen können. Ich glaube, viele trauen sich das einfach gar nicht.“

Hilf mit, dass es gar nicht erst zum Notfall kommt! Mit diesen Tipps kannst Du den Alltag für Dich und Deine Mitmenschen sicherer gestalten. Dazu gehören unter anderem:

Klick-Hand

Bewahre Ruhe

Hektik hilft selten weiter: Verschaffe Dir einen Überblick über die Situation. Das hilft im Ernstfall, die richtige Entscheidung zu treffen.
Klick-Hand

Denke voraus

Plane den Heimweg vom Feiern im Vorfeld. Pack die Flasche Wasser und die Kopfbedeckung bei jedem sommerlichen Badespaß mit ein.
Klick-Hand

Schau auf andere

Behalte Deine Familie und Deinen Freundeskreis im Blick und frage im Zweifelsfall nach, ob Hilfe benötigt wird – das gilt auch für die Nachbarschaft.

Und wenn’s drauf ankommt: 112.

„Wir fahren zu jedem Einsatz, als ob es wirklich ein Notfall ist. Das Stresslevel bleibt so den ganzen Tag extrem hoch.“

Stephan Spangenberg, Feuerwache Tegel

Portrait von Stephan Spangenberg
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Was ist kein Fall für die 112?

Stephan Spangenberg, 47 Jahre, Notfallsanitäter und Hauptbrandmeister, Feuerwache Tegel: „Wenn man es selbst aus eigener Kraft schafft, in ein Taxi oder in ein öffentliches Verkehrsmittel zu steigen oder eventuell selbst ins Krankenhaus fahren kann oder von einem Freund oder einem Familienmitglied gefahren wird – dann ist das immer das bessere Mittel der Wahl, als die 112 anzurufen.“

Sophie Altstädt, 23 Jahre, Notfallsanitäterin, Rettungswache Mariendorf: „Gerade im Rettungsdienst kommt es häufig vor, dass zum Beispiel eine in der Öffentlichkeit schlafende Person geweckt wird und jemand angerufen hat, ohne die Person vorher anzusprechen. Die Person möchte eigentlich gar keine Hilfe: Und wir fahren mit Blaulicht durch die Stadt, um festzustellen, dass eigentlich gar kein Patient vorliegt.
Vermeidbare Einsätze finden sich auch oft bei Sportveranstaltungen oder in Sportvereinen. Dort fahren wir dann auch mal zum umgeknickten Daumen mit Blaulicht durch die Stadt, gefährden uns und andere Verkehrsteilnehmer. Jeder weiß, wie es ist: Man wird gestresst, wenn Blaulicht und Horn von hinten kommen. Das ist einfach keine schöne Situation – dafür, dass wir zum Schluss Patienten einfach nur ohne Blaulicht ins Krankenhaus transportieren. Natürlich können wir jedem Menschen helfen, aber die Anzahl an Einsätzen ist massiv in die Höhe gestiegen. Das trägt zu einer super Belastung für die Einsatzkräfte bei. Es ist einfach schade, dass wir nicht das machen, wofür wir eigentlich da sind.

Stephan Spangenberg: „Man sollte eben nie aus den Augen verlieren, dass wir zu jedem Einsatz so fahren, als ob es wirklich ein Notfall ist. Das hat natürlich auch zur Folge, dass unser Stresslevel den ganzen Tag enorm hochgehalten wird. Das steckt uns am Ende des Tages oder am Ende der Nacht sehr in den Knochen. Wenn man dann runterfährt, merkt man erst mal, was Stress mit einem machen kann.“

Wann ist die 112 die richtige Wahl?

Stephan Spangenberg: „Die 112 ist auf jeden Fall dann zu wählen, man selber das Gefühl hat, es funktioniert gar nichts mehr – und zwar ganz plötzlich. Ob es der Brustschmerz ist oder die Atemnot oder wenn man durch einen Unfall schwer verletzt wird. Bei Ereignissen also, wo man sich ganz schnell und ganz plötzlich nicht mehr selbst helfen kann.“

Sophie Altstädt: „Die 112 ist die richtige Wahl, wenn Gefahr für Leib und Leben nur durch unmittelbares Agieren von ausgebildeten Einsatzkräften abgewendet werden kann – egal ob es Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung oder Notfallrettung ist.

Was wäre Dein Wunsch mit Blick auf die 112?

Sophie Altstädt: „Zum Beispiel unaufmerksames Verhalten im Straßenverkehr: Menschen schauen aufs Telefon beim Führen eines Fahrzeugs, dann gibt’s Auffahrunfälle. Meistens sind sie über 30 km/h schnell und dann wird doch die Feuerwehr gerufen, weil Menschen Schmerzen haben. Das sind einfach Sachen, wo der Mensch wirklich mal drüber nachdenken sollte: ‚Ist das gerade gut für mich und mein Umfeld, was ich hier tue? Mit welchen Risiken muss ich rechnen und was wäre das Schlimmste, das passieren kann?‘ Ich glaube, keiner hat Lust darauf, dafür verantwortlich zu sein, dass ein anderer Mensch erheblichen Schaden erleidet durch meine eigene Fahrlässigkeit.“

Stephan Spangenberg: „Bevor man zum Hörer greift und die 112 wählt, sollte man erst einmal in sich hineinhören, mal ganz kurz innehalten: ‚Ist es jetzt wirklich notwendig, die 112 zu wählen oder reicht da unter Umständen nicht auch der KV-Arzt über die 116 117? Oder reicht nicht morgen der Hausarzt oder sogar das Taxi, das mich ins Krankenhaus bringen könnte?‘“

Mit 21.197 Einsätzen im Jahr 2020 hatte die Berliner Feuerwehr im Bereich Technische Hilfeleistung einiges zu tun. Die Hauptgründe: Naturgewalten, Unfälle und technische Mängel. Das kannst Du tun:

Klick-Hand

Informiere Dich

Warn-Apps wie KATWARN oder NINA halten Dich über Unwetter und andere Risiken wie chemische, biologische, radiologische und nukleare (CBRN) Gefahren auf dem Laufenden.
Klick-Hand

Fahr konzentriert und mit Nachsicht

Denke an den Schulterblick und bediene dein Smartphone nie, während Du fährst – weder im Auto noch auf dem Fahrrad. Außerdem ist es nie verkehrt, anderen den Vortritt zu gewähren.
Klick-Hand

Prüfe potentielle Gefahrenquellen

Halte schwere Gerätschaften und Haustechnik regelmäßig instand.

Und wenn’s drauf ankommt: 112.

Portrait von Christoph Berg
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„Die 116117 ist oft die bessere Wahl. Der Arzt kommt dann vielleicht erst nach vier Stunden, aber er kommt auf jeden Fall.“

Christoph Berg, Feuerwache Marzahn

Was ist kein Fall für die 112?

Christoph Berg, 30 Jahre, Brandmeister und Rettungssanitäter, Feuerwache Marzahn: „Zum Beispiel Wohnungsöffnungen: Jemand macht sich Gedanken über seinen Nachbarn – gerade in der älteren Generation. Dass der verunglückt sein könnte in der Wohnung, weil er ihn schon lange nicht mehr gesehen hat. Wir machen die Tür auf. Es ist ein Schaden, der muss reguliert werden. Wir stellen dann aber fest, dass da keiner drin ist, weil Herr XYZ zum Beispiel in der Reha oder im Urlaub ist. Die Botschaft an alle lautet: ‚Quatscht wieder mehr miteinander.‘ Einfach mal den Nachbarn Bescheid sagen: ‚Wundert euch nicht. Vielleicht kannst du mir die Post rausnehmen?‘
‚Der Briefkasten ist voll – da muss was passiert sein.‘ Nee, muss nicht immer. Der Nachbar kann einfach mal im Urlaub oder in der Reha sein.“

Caroline Kals, 34 Jahre, Brandmeisterin und Rettungssanitäterin, Feuerwache Wedding: „Vermeidbare Notrufe sind zum Beispiel, wenn kleinere Äste von Bäumen abbrechen und wir dafür als Feuerwehr gerufen werden, obwohl jeder 13-Jährige diesen Ast zur Seite ziehen könnte. Dafür müssen wir nicht unbedingt anrücken. ‚Vollgelaufene Keller‘ hören wir sehr oft beim Ausnahmezustand. Und wenn wir dann vor Ort sind und feststellen, dass der Wasserpegel nur zwei, drei Zentimeter hoch ist, können wir den Leuten leider nicht helfen, da unsere Geräte dafür zu groß sind. Da muss schon mehr Wasser im Keller sein. Dann sagen wir den Leuten auch nur: ‚Bitte holen Sie sich eine Pumpe aus dem Baumarkt, wir können leider nicht helfen.‘“

Was sind die Folgen solcher Anrufe?

Caroline Kals: „Das große Problem daran, dass wir oft gerufen werden, ist, dass dann die Fahrzeuge an anderer Stelle, wo wirklich Hilfe gebraucht wird, einfach fehlen. Wenn dann in der Nähe ein großes Feuer ist und wir gerade irgendwo hingefahren sind, um eventuell eine Kleinigkeit zu erledigen, dann fehlt dieses Löschfahrzeug wieder an anderer Stelle. Andere Fahrzeuge müssen dann von weit weg anfahren. Das dauert dann alles sehr, sehr lange und dann kann dem Bürger unter Umständen nicht rechtzeitig geholfen werden.

Wann ist die 112 die richtige Wahl?

Christoph Berg: „Die 112 sollte man immer rufen, wenn es wirklich um Leib und Leben geht: Wenn irgendwas drinsteckt, was nicht drinstecken sollte, wenn etwas ab ist, das dran sein sollte, wenn man solche Schmerzen hat, dass man sich überhaupt nicht mehr bewegen kann. Wenn es irgendwo raus blutet, wo es nicht bluten sollte oder wenn der Mensch bewusstlos ist, obwohl er ansprechbar sein sollte. Das sind die Hauptaufgaben der Feuerwehr, also diese Gefahrenabwehr für Leib und Leben.“

Was wäre Dein Wunsch mit Blick auf die 112?

Christoph Berg: „Wir werden sehr häufig zu Unfällen gerufen: PKW gegen Fahrrad, Fahrrad gegen Fußgänger, LKW gegen Auto oder PKW – sehr oft vermeidbare Unfälle. Die meisten Unfälle passieren halt leider beim Abbiegen. Dabei ist der Schulterblick relativ schnell gemacht und kann sehr viele Unfälle vermeiden und viele Menschenleben retten. Diese gegenseitige Rücksichtnahme ist wichtig. Auch nicht auf sein Recht pochen, sondern einfach mal sagen: ‚Ja, da kommt jetzt jemand, ich halte an.‘ Diese 30 Sekunden, die man wartet, die machen im Endeffekt den Kohl nicht fett.“

Caroline Kals: „Unnötiges Risiko vermeiden und trotzdem Spaß haben: Wenn man Zuhause den Hammer selber schwingt, dann sollte man vielleicht vorher gucken, ob man einen Erste-Hilfe-Kasten im Haus hat. Das kann schon mal helfen. Oder vielleicht einfach ein Kühlakku im Gefrierschrank. Wenn man sich dann doch mal mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hat, kann das schon helfen, dass nicht gleich der Rettungswagen vor der Tür stehen muss und einen ins Krankenhaus bringt. Wenn man gewisse Sachen macht, sollte man darauf achten, dass noch ein Zweiter dabei ist, der zur Not Hilfe leisten kann.“

Christoph Berg: „Was jede Berlinerin und jeder Berliner tun kann, um die Feuerwehr zu entlasten, ist, wieder auf seinen eigenen Körper zu hören. Wenn’s mir schlecht geht, kann ich auch in die Apotheke gehen. Die sind auch beratend tätig, können leichte Schmerzmittel geben, wenn man zum Beispiel Bauchweh hat. Wenn man nicht die Möglichkeit hat, selbst zur Apotheke zu gehen, weil man körperlich eingeschränkt ist, ist die 116 117 eine gute Wahl – die Rufnummer der Kassenärztlichen Vereinigung. Die sind ebenfalls beratend tätig und wenn es nötig ist, kommt auch ein Arzt nach Hause. Der kommt nicht sofort, sondern das dauert mal zwei bis vier Stunden, aber der Arzt kommt definitiv, wenn Sie da angerufen haben.“

Die Berliner Feuerwehr ist natürlich auch für Brandbekämpfung zuständig. Damit Brände gar nicht erst entstehen, haben wir ein paar Tipps für Dich parat:

Klick-Hand

Minimiere Risiken im Haushalt

Prüfe Elektrogeräte regelmäßig auf Mängel (am Kabel!). Stelle in der Küche Löschspray der Klasse F für Fettbrände bereit.
Klick-Hand

Lass das Zündeln

Zündeln ist keine Freizeitbeschäftigung – weder für Kinder noch für Erwachsene!
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Bereite Deine Wohnräume für den Ernstfall vor

Halte Fluchtwege frei, installiere ausreichend Rauchmelder, stelle Feuerlöscher bereit und lass die Geräte regelmäßig warten.

Und wenn’s drauf ankommt: 112.

* Fehleinsatz Rettungsdienst: Ein Fehleinsatz Rettungsdienst liegt dann vor, wenn kein Patientinnen- / Patientenkontakt erfolgte: keine Person vorgefunden, böswillige Alarmierung des Anrufenden, Einsatzmittel abbestellt, Einsatzabbruch aus technischen (z. B. Eigenunfall) oder wetterbedingten Gründen (insbesondere Luftrettung).

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